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Assange Gerichtsprotokoll 21. September: Morgens

Assange Gerichtsprotokoll 21. September: Morgens

Ein Buch von Journalisten gab das Passwort her, vernimmt das Gericht

Nicht geschwärzte US-Regierungskabel wurden online herausgegeben, nachdem der Guardian-Journalist, David Leigh, ein Buch veröffentlichte, welches das Passwort zum Entschlüsseln beinhaltete, vernahm das Gericht.

Diese Behauptung stammt von einem Computerwissenschaftler, Christian Grothoff, der Aussage für die Verteidigung am 9. Tag der Beweisführung während Julian Assanges Auslieferungsanhörung machte.

In einer Aussage unter Eid berichtete Grothoff, dass 2010 und 2011 WikiLeaks´ Webseite unter dauerhaften Dienstverweigerungsangriffen litt, was entfernte Rechner in Tausenden Datenerfassungen der Seite und überlastete Server beinhaltete. Daraufhin fertigten viele Leute Kopien der Seite an, „Spiegel“, wovon einige die Kabel beinhalteten, aber hinzufügend, „sie waren stark verschlüsselt“. Diese, so sagte er, „waren ohne Schlüssel unbrauchbar,“ welcher eine lange Kette von Worten und Nummern bildete.

Der Zeuge sagte dem Gericht dann, dass Anfang 2011 Leigh ein Buch mit dem Titel “WikiLeaks: Inside Julian Assange’s War on Secrecy” herausbrachte, das seine Zusammenarbeit mit Assange schilderte. Eine Kapitelüberschrift, sagte Grothoff, war schlichtweg das Passwort, welches ihm während der Zusammenarbeit von WikiLeaks mit Medienpartnern verliehen wurde.

Im August 2011 veröffentlichte die deutsche Zeitung Der Freitag einen Artikel über ein im Internet kursierendes Passwort, das Zugang zu den Daten verschaffen könnte. „So konnten die Leute zwei und zwei zusammenzählen, in WikiLeaks´ Archiv gehen und die Datei entschlüsseln,“ sagte er. Auf die Frage, ob WikiLeaks dagegen etwas dagegen hätten unternehmen können, antwortete er „nein.“

Das komplette Archiv wurde dann auf diversen Internetseiten veröffentlicht inklusive einer zu durchsuchenden Version auf der bekannten US-Seite Cryptome, wo es laut ihm immer noch aufrufbar ist. Gefragt ob die US-Regierung Cryptome deswegen verfolgt hätte, sagte Grothoff nach seinem besten Wissen haben sie es nicht.

Im Kreuzverhör des Zeugen legte der Rechtsanwalt für die US-Regierung Joel Smith Grothoff nahe, dass WikiLeaks selbst den Zugang zu den Daten an 50 Organisationen gaben, inklusive Medienorganisationen und nichtstaatlichen Gruppen, hinterfragend, ob WikiLeaks wohl zu vielen Leuten das Passwort gegeben haben. Grothoff antwortete, „Nun, wenn Sie es in einem Buch tun, so wie es David Leigh tat, dann geben Sie es vielen Leuten.“

Der Strafverfolger stellte es dem Zeugen anheim, dass WikiLeaks selbst Leute ermutigten, „Spiegelseiten“ zu schaffen, damit sie aufgrund einer Cyberattacke nicht komplett ausfallen würden. Der Zeuge sagte, dies sei eine herkömmliche Strategie für Organisationen bei Dienstverweigerungsangriffen.

Grothoff fuhr fort, der beste Weg um Spiegelseiten zu verstecken, die die Dateien umfassen, sei tausende Spiegelseiten zu schaffen, die diese nicht beinhalten, um es jemanden, der sucht unmöglich zu machen, die Seiten, die die Dateien beherbergen, zu finden, „es ist wie einen Heuhaufen bauen“ wie er es ausdrückte.

Der Strafverfolger fragte bezüglich einer früheren Veröffentlichung einiger Kabeln. Der Zeuge sagte dem Gericht, er habe diese überprüft, sie seien als „nicht klassifiziert“ markiert gewesen. Smith fragte, „Waren sie als geheim gekennzeichnet?“, Grothoff antwortete, „nicht klassifizierte Dokumente sind üblicherweise nicht geheim.“

Unter Nachprüfung des Verteidigers Mark Summers QC sagte Professor Grothoff dem Gericht, dass laut Leighs eigenem Buch, dieser Druck auf Assange ausgeübt habe, um ihm die Passwörter der verschlüsselten Dateien zu geben, „Sie könnten bereits in einem orangefarben Anzug unterwegs nach Guantanamo Bay sein, bevor Sie sie veröffentlichen.“ Grothoff bezeigte außerdem, dass er eine gründliche Durchsuchung ausgeführt habe und er nicht in der Lage war ein einziges Exempel des Codes online zu finden, bevor der Guardian-Journalist es in seinem Buch veröffentlichte.

Das Verfahren geht weiter.