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Gerichtsprotokoll Assange Tag 2 : Nachmittags

Gerichtsprotokoll Assange Tag 2 : Nachmittags
  • Chelsea Manning « handelte im vollen Bewusstsein »

  • WikiLeaks ging verantwortungsbewusst mit den Afghan- und Irak-Leaks um

  • Assange sagte Manning « Neugierige Augen trocknen nie aus »

  • Die Anhörung wurde frühzeitig abgebrochen, da Assange Konzentrationsschwierigkeiten hatte

Das Verfahren wurde kurz nach 14 Uhr wiederaufgenommen, um weitere Argumente der Verteidigung, vertreten durch Mark Summers QC, zu hören.

Summers hat sich weiterhin auf die Ungenauigkeiten des Auslieferungsersuchens der US-Regierung berufen. Bezüglich der Anschuldigung, Julian Assange habe der ehemaligen US-Soldatin Chelsea Manning geholfen ein Passwort eines Sicherheitssystems des amerikanischen Militärs zu knacken, sagte Summers, dass das betreffende System zu diesem Zeitpunkt kein Passwort für den Zugang benötigte.

In Bezug auf das über eine Messaging-App geführte Gespräch zwischen Assange und Manning über Passwörter, sagte Summers dem Gericht, dass Soldaten in Mannings Einheit oft geknackte Administrator-Passwörter wollten, damit sie Spiele und Musik auf ihren Computern einrichten konnten.

Manning galt als technische Expertin und wurde sogar von Vorgesetzten gebeten, von ihnen gewünschte Software zu installieren.

Die Verteidigung merkte an, dass kurz vor dem Austausch Mannings Computer neu formatiert worden war, sodass sie « um Filme und Spiele zurückzubekommen, ein erneutes Knacken des Passwortes benötigte. »

Zu dem Vorwurf, Assange habe Manning dazu « aufgefordert » Information zu übergeben und diese dann auf unverantwortliche Weise zu leaken, wodurch Menschen, die dem US-Militär im Irak und Afghanistan halfen, in Gefahr gebracht wurden, sagte Summers : « Assange ging die von Manning weitergegebene Leaks über den Irak, zu denen die Übergabe von Gefangenen an Folterkommandos durch das US-Militär und die Ermordung von Zivilisten gehörte, durch. Er bemerkte, dass die ehemalige Soldatin immer gesagt habe, sie sei von ihrem Gewissen dazu bewegt worden, die Informationen durchsickern zu lassen, nicht auf Drängen des Wikileaks-Gründers.

Zu den täglichen « Kriegsberichten » über den Irak, die ebenfalls von Manning übermittelt wurden, sagte der Verteidiger, dass diese Unterlagen « nicht sensibel », und « historisch » waren. Sie waren für den Feind nach 72 Stunden nicht mehr von operativem Nutzen, und beinhalteten im Allgemeinen keine Namen.

« Es ging keine Gefahr für irgendeine Quelle von der Veröffentlichung der Dokumente aus », so Summers, der für die Richterin hinzufügte: « dies ist die Art von Information von der man ausgeht, man (die Strafverfolgung) habe sie ihnen mitgeteilt ».

Summers sagte dem Gericht anschließend, dass, als WikiLeaks die afghanischen Kriegstagebücher veröffentlichten, sie 20 Prozent der Daten zurückhielten, um so die Identität von Personen zu schützen.

15.000 Dokumente wurden für « Schadensbegrenzung » zurückgehalten, sagte der Verteidiger und argumentierte, dies sei die Art von Anliegen, welches die Strafverfolgung am 24.02. während der Eröffnung des Gerichts erwähnt haben müsste. 

Er schloss seine Erklärung mit den Worten: « Die Falschdarstellungen der US-Regierung in diesem Fall sind ein klarer Beweis für Böswilligkeit ».

James Lewis QC, der die US-Regierung vertritt, nahm dazu Stellung. Er sagte, viele der von der Verteidigung angesprochenen Punkte seien « nichts anderes als Innuendo » und zweifelte die Glaubwürdigkeit von Mannings Aussage an. Lewis meinte, Chelsea Mannings Aussagen seien « eigennützig » und nicht vertrauenswürdig, und fügte hinzu, dass sie « durchgehend versucht hat ihm (Assange) zu helfen. »

Er bemerkte auch, dass Manning während eines anderen Gesprächs mit Assange gesagt habe, er habe keine weiteren Informationen, worauf Assange antwortete: « Neugierige Augen trocknen nie aus ». – was laut Lewis “Beweis für eine Aufforderung” ist .

An diesem Punkt unterbrach die vorsitzende Richterin Vanessa Baraitser den Fall und fragte die Verteidigung, ob Herr Assange in der Lage wäre, weiterzumachen. Rechtsanwältin Gareth Peirce sprach mit dem Angeklagten und sagte dem Gericht: « Herr Assange hat Probleme, er findet es schwierig, sich zu konzentrieren, und kann nicht mit seinem Anwaltsteam sprechen. »